Edkimo auf dem Fachtag Partizipation 2023

Auf welche institutionelle Grenzen und Schranken stoßen junge Menschen, wenn sie teilhaben wollen? Welche Bedingungen braucht es für gelungene Partizipation? Wie kann Partizipation und Beteiligung nachhaltig weiterentwickelt werden? Diese Fragen standen im Mittelpunkt vom Fachtag Partizipation und Beteiligung 2023, der am 29. Juni im FEZ-Berlin stattfand.

Schüler*innenfeedback, das ist Partizipation und Beteiligung von Kindern und Jugendlichen. Deshalb haben wir mit Edkimo mit großem Interesse am Fachtag Partizipation 2023 teilgenommen und uns inspirieren lassen. Es gab spannende Impulsvorträge.

Corona-Pandemie führte zu Ohnmachtserfahrung

Den Anfang machte Prof. Klaus Hurrelmann, aktuell Senior Professor of Public Health and Education an der Hertie School in Berlin. Der Sozial-, Bildungs- und Gesundheitswissenschaftler beleuchtete die Wirkungen der Corona-Pandemie auf Kinder und Jugendliche. Schulschließungen und Kontaktbeschränkungen wirkten sich auf Bindung, Medien und Konsumverhalten und insbesondere auf die Frage der Selbstwirksamkeit negativ aus. Eine Abgrenzung vom Elternhaus habe nicht ausreichend stattfinden können. Doch diese sei gerade für die Entwicklung junger Menschen zwischen 12 bis 22 Jahren von hoher Bedeutung. Durch den Wegfall der Eigenbeteiligung habe sich ein Ohnmachtsgefühl breitgemacht. Deswegen sei es entscheidend jetzt Partizipation und Teilhabemöglichkeiten von Kindern und Jugendlichen aktiv zu stärken, um dem zu begegnen.

Wir empfehlen dazu auch den spannenden und aktuellen Audiobeitrag mit Prof. Hurrelmann im Deutschlandfunk, darüber, welche Wirkung die Corona-Pandemie und weitere Krisen auf Kinder und Jugendliche haben.

Beteiligung von Kindern verrechtlichen

Im Anschluss machte sich Prof. Benedikt Sturzenhecker in seinem Vortrag die “konstitutionelle Pädagogik” stark, die auf den polnischen Kinderarzt und Pädagogen Janusz Korczak zurückgeht. Dabei steht die Verrechtlichung von Beteiligung im Mittelpunkt. Denn allein über “Haltung” und “Verständnis” der pädagogischen Fachkräfte werde die Mitbestimmung von Kindern nicht wirksam garantiert, so der Erziehungswissenschaftler. Erwachsene müssten sich als Team in pädagogischen Einrichtungen darüber verständigen, welche Entscheidungen allein den Kindern überlassen, welche gemeinsam getroffen würden und welche Entscheidungen allein den Pädagog*innen vorbehalten seien – und dies gemeinsam festhalten.

Als Beispiel führte Sturzenhecker die Beteiligung in der Kita auf, denn “was bei den ganz Kleinen klappt, das kann überall funktionieren.” Beispielhaft zeigte er das bei der Klärung der Frage des Mittagsessens auf. So werde in einer von ihm begleiteten Kita etwa in einer “Verfassung” festgehalten, dass Kinder zwar darüber entscheiden könnten was und wieviel sie essen würden, aber nicht an welchen Ort und zu welcher Zeit die Mahlzeit eingenommen werde.

Weiterhin warb Sturzenhecker für ein offenes Verständnis der Partizipation junger Menschen. Oft laufe diese nicht so geregelt ab “wie sich die Erwachsenen das vorstellen und wünschen”. Auch die Schmiererei in der Schultoilette könne bspw. als eine Form der “negativen Partizipation” interepretiert werden, in einem Umfeld, das diesen Kindern und Jugendlichen keine anderen Weg anbiete sich Gehör zu verschaffen..

Kinderrechte verdienen mehr als nur Applaus

Einen weiteren Beitrag gab es von Franziska Breitfeld. Die Geschäftsführerin des Netzwerks Kinderrechte hat in Berlin und im belgischen Leuven die Fächer Rechtswissenschaften und Gender Studies studiert. 2015 folgte ein Masterstudium Childhood Studies and Children´s Rights in Berlin und London. Sie war zudem viele Jahre bei der Kinderrechtsorganisation Deutsche Kinderhilfe e.V. tätig und leitete auch das Forschungs- und Fortbildungszentrum KindgeRecht.

Fransziska Breitfeld zeigte in ihrem Vortrag eindrucksvoll, dass Kindern zwar oft applaudiert werde, wenn diese Missstände anprangern und für Ihre Rechte eintreten würden, dies jedoch oft keine Folgen habe. Der “Adultismus” in unserer Gesellschaft führe dazu, dass wir in einer Welt lebten, die von Erwachsenen für Erwachsene gemacht sei. Dem könne mit der Verankerung und Umsetzung von Kinderrechten begegnet werden. Breitfeld führt aus, wie das Monitoring der UN-Kinderrechtskonvention immer mehr auf die Beteiligung von Kindern setze und diesem Umstand auch zu verdanken sei, dass das “Recht auf eine gesunde Umwelt” dort nun verankert werde.

Workshops auf dem Fachtag Partizipation

Neben den spannenden Impulsvorträgen diente der Fachtag Partizipation der Vernetzung der Teilnehmenden. Kinder und Jugendliche moderierten zwei Podiumsdiskussionen und stellten Ihre Fragen an Vertreter*innen aus Politik und Wissenschaft. In Workshops tauschten sich die Teilnehmenden zu verschiedenen Themen aus, etwa zur Weiterentwicklung des Klassenrats und anderer Formen der Beteiligung von Schüler*innen, zur Rolle von Macht in pädagogischen Institutionen oder den Reckahner Reflexionen. Die Reckahner Reflexionen zur Ethik pädagogischer Beziehungen sind ein Manifest mit zehn Leitlinien für alle pädagogischen Berufe. Moderiert wurde der Fachtag Partizipation 2023 übrigens von zwei jungen Menschen, die das ganz wunderbar gemacht haben. Wir freuen uns schon auf’s nächste Jahr!

Partizipation und Beteiligung mit Schüler*innenfeedback stärken

Sie sind neugierig geworden wie Partizipation und Beteiligung mit Schüler*innenfeedback gestärkt werden kann? Mit der Edkimo Feedback App bieten wir eine niedrigschwellige Möglichkeit, mit konstruktivem Feedback Schule zu einem besseren Ort für alle zu machen. Hier geht’s zum kostenlosen Signup.