Lernförderliches Feedback im Unterricht von Joscha Falck

Wer sich auf Social Media und im Internet für das Thema Bildung interessiert, hat sicherlich schon den ein oder anderen Beitrag von Joscha Falck gelesen. Als Lehrer, Fortbildner und Referent setzt sich Joscha Falck für einen zeitgemäßen Unterricht ein. In diesem Jahr ist nun sein erstes Buch erschienen: “Lernförderliches Feedback im Unterricht”. Dort zeigt er sehr gelungen und anschaulich, wie Feedback und Digitalisierung in einem zeitgemäßen Unterricht zusammenkommen können.

Spannungsfeld von Feedback in der Schule

Buchcover von "Lernförderliches Feedback im Unterricht" von Joscha Falck
Buchcover von "Lernförderliches Feedback im Unterricht" von Joscha Falck

Das Spannungsfeld von Feedback in der Schule beschreibt Joscha Falck treffend als “irgendwie allgegenwärtig und trotzdem in vielerlei Hinsicht ein schwer zu greifendes Thema.” Er plädiert dafür, Feedback nicht nur beiläufig sondern häufiger bewusst, zielgerichtet und prozessbegleitend einzusetzen, und es methodisch vielseitiger und umfassender zu gestalten. Damit trifft er natürlich bei Edkimo einen Nerv und wir hatten eine neue Pflichtlektüre für die Sommerferien.

Das Buch fasst auf 100 Seiten dafür die Quintessenz aus Forschung, Praxis und Feedbacktools zusammen und zeigt zahlreiche Wege und Möglichkeiten auf, Feedback in der eigenen Schule und Unterrichtspraxis zu etablieren.

Theoretische und didaktische Einordnung von Feedback im Unterricht

Im ersten Teil von “Lernförderliches Feedback im Unterricht” wird der Feedback-Begriff geklärt und in Zusammenhang mit den angrenzenden Begriffen Evaluation, Reflexion, Beurteilung und Assessment gestellt. Der Forschungsstand wird auf Grundlage der Hattie-Studie und dem zugrunde liegenden Feedback-Modell von Hattie und Timperley besprochen (“Feed-up, feed-back, feed-forward”). Die verschiedenen Feedbackebenen und Konstellationen im Schulkontext werden definiert.

Im zweiten Teil wird lernförderliches Feedback im Unterricht didaktisch eingeordnet. Dazu zählen auch einzuübende Grundregeln für Feedback-Gebende und Feedback-Empfangende, sowie die Frage der Grundhaltung und eines veränderten Rollenverständnisses von Lehrkräften. Gutes Feedback will gelernt sein und ist eine Frage von Kompetenz und Grundhaltung.

Feedback-Methoden und digitale Tools

Im dritten Teil werden analoge Feedback-Methoden, wie z.B. Daumenabfrage, Blitzlicht, Fünf-Finger-Feedback, vorgestellt. Schön ist dabei die sehr übersichtliche Aufbereitung, welche die Grundprinzipien jeder Methode mit jeweils einem konkreten Einsatzszenario illustriert und durch eine Diskussion der Vor- und Nachteile einrahmt. Eine tabellarische Übersicht zeigt am Schluss in welchen Konstellationen die jeweilige Methode eingesetzt werden kann. Im Grunde ist dieses kurze Kapitel allein schon ein guter Ausgangspunkt für die Arbeit der Feedback-AG an jeder Schule.

Der ausführlichste und zentrale Teil des Buches beschäftigt sich aber mit der Frage, wie digitale Tools dabei helfen können ein lernförderliches Feedback im Unterricht und in der Schule zu verankern. Die Klärung der Frage erfolgt systematisch anhand der folgenden Bereiche: schnelle Rückmeldungen, Aufgabenkontrolle, Peer-Feedback, Feedback von Lehrkräften an Lernende, Feedback von Lernenden an Lehrkräfte. Man merkt, dass der Autor fundierte Erfahrungen mit den verschiedenen Tools gesammelt hat und sie gut informiert einzuordnen weiß. Wer weiß wie tief die Gräben mitunter sind, die zwischen Fans von Moodle oder Microsoft verlaufen, muss hier großen Respekt zollen für die Neugier, Bandbreite und Experimentierfreude. Und wer sich in der eigenen Schule auf den Weg machen möchte, kann sich durch die Lektüre des Buches eine Menge Vorrecherche und Zeit ersparen bei der informierten Auswahl des jeweils passenden Tools.

Aufbau einer Feedbackkultur

Am Ende des Buches werden noch hilfreiche Tipps für den Aufbau einer Feedbackkultur in der Schule geliefert, in die offensichtlich auch die jahrelange Erfahrung des Autors als Lehrer, Fortbildner und Referent eingeflossen ist.

Insgesamt ist das Buch “Lernförderliches Feedback im Unterricht” von Joscha Falck sehr gut recherchiert und aufbereitet. Es liefert einen schnellen Überblick über das Thema Feedback im Unterricht und driftet dank theoretischer und didaktischer Einordnung auch nicht in eine bloße App-Parade zu diesem oder jenem Tool ab. An einigen Stellen – zum Beispiel im Anschluss an das Feedback-Modell von Hattie und Timperley (2007) – hätte bei aller positiven Begeisterung für das Feedback-Thema eine Benennung der negativen Aspekte von Feedback die Grundbotschaft des Buches zu lernförderlichem Feedback sogar noch verstärkt: Feedback ist einer der größten – aber auch einer der variabelsten – Einflussfaktoren für Lernerfolg. Wichtig ist, wie es gemacht wird, was ankommt und was wahrgenommen wird. Feedback auf der Ebene der Person (z.B. Lob) ist meist sogar hinderlich. Negatives Feedback, das auf Fehler hinweist, kann stärker wirken als positives Feedback. Peer-Feedback ist zwar die häufigste Form von Feedback im Lernprozess, aber das Feedback der Peers ist leider oft falsch.

Lernförderliches Feedback muss also gut gelernt, gut gemacht und gut eingeübt werden. Für jede Schule, Schulleitung oder Lehrkraft, die sich auf den Weg machen möchte, bietet Joscha Falcks neues Buch einen hervorragenden Ausgangspunkt. Wie Feedback mit Edkimo lernförderlich gestaltet werden kann, erfährt man übrigens auf den Seiten 73 und 87. Viel Spaß bei der Lektüre und beim Ausprobieren der verschiedenen Feedback-Tools!

(Sebastian Waack)

Zum Weiterlesen

  • Falck, J. (2023): Lernförderliches Feedback im Unterricht. Anregungen und Beispiele für eine effektive Rückmeldekultur – mit klassischen und digitalen Tools (5. bis 10. Klasse). Persen Verlag. Verlag / Amazon / Bibliothek
  • Hattie/Timperley (2007): The Power of Feedback. Review of Educational Research Vol. 77 No. 1. PDF